Deutsch lernen im Kindergarten
Der Zweitspracherwerb entwickelt sich – wie der Erstspracherwerb - durch Interaktion und Beziehung zu Mitmenschen. Vielfältiger sprachlicher Input sowie viele Gelegenheiten, die Sprache auszuprobieren, sind wichtige Bestandteile des Spracherwerbsprozesses bei Kindern.
Auch unter günstigen Bedingungen ist der Zweitspracherwerb ein mehrjähriger Prozess, der ähnlich verläuft wie der Erstspracherwerb. Der Unterschied besteht darin, dass ein Kind, das eine zweite Sprache lernt, Vorkenntnisse aus der ersten Sprache mitbringt. So ist eine gut ausgebildete Erstsprache eine große Unterstützung, um eine neue Sprache zu lernen. Ein Kind mit einem Sprachdefizit in der Muttersprache, kann auch in der Zweitsprache eine niedrige Sprachkompetenz (Semilingualismus) entwickeln.
Wenn Kinder bereits zuhause mehrsprachig aufwachsen, ist dies für das Kind unproblematisch. Anders entwickelt sich die Mehrsprachigkeit, wenn die Kinder anfangs nur die Muttersprache hören und dann im Kindergartenalter eine neue Sprache dazu kommt. Das Kind durchläuft eine stumme Phase, wo es vor allem hört und sehr wenig spricht. Diese Phase kann unterschiedlich lange andauern und ist gehört zum natürlichen Zweitspracherwerb.
Zu Beginn des Zweitspracherwerbs spricht das Kind eher in kurzen – teilweise in Einwort- oder Zweiwortsätzen und gebraucht auswendig gelernte Sätze - sogenannte „Chunks“ - wie beispielsweise: Ich möchte spielen. Ich möchte zur Toilette gehen, zum Geburtstag viel Glück, usw. Mit der Zeit spricht das Kind in längeren Sätzen und kann sich stets besser ausdrücken. Fehler gehören dazu und sind Teil des Spracherwerbprozesses.
Deutschspracherwerb im Kindergarten
Bei uns im Kindergarten wenden wir die Immersionsmethode an. Dies bedeutet, dass die Kinder in ein Sprachbad eintauchen, indem sie die deutsche Sprache ständig von den Erzieherinnen hören. Wir arbeiten zu Themen, welche die Mädchen interessieren, welche zu ihrer Lebenswelt gehören und welche Sie in Projekten erarbeiten möchten. Dazu gehören beispielsweise die Themen: Essen, meine Familie, St. Nikolaus, die Spielsachen oder von den Kindern gewählte Projektthemen wie beispielsweise Tiere. Die Mädchen lernen die deutsche Sprache ganzheitlich, indem möglichst viele Wahrnehmungskanäle und der ganze Körper miteinbezogen werden. Dies wird mithilfe deutscher Lieder, Verse, Bilderbücher, Bewegungsspiele, Rollenspiele und durch Aktivitäten wie Kochen, Backen, Naturbeobachtungen, usw. unterstützt und gefestigt. Wichtig ist ein gutes Lernklima, welches dem Kind Sicherheit gibt und das Wir-Gefühl stärkt.
Lesen und Schreiben
Im Kindergarten wird die Sprache ausschließlich auf mündlicher Ebene, durch das Sprechen und Hören geübt. Die Buchstaben zu schreiben, ist Bestandteil der Schule. Zum Thema Literacy können die Mädchen jedoch – wenn es sie interessiert – sich mit Buchstaben auseinandersetzen, indem sie diese ertasten, Wörter nachlegen oder stempeln. Uns ist wichtig, dass dabei das natürliche Interesse der Kinder berücksichtigt wird, die sogenannte intrinsische Motivation, welche in jedem Kind steckt. Durch zu viel Drill und Druck wird die natürliche Neugierde eher unterdrückt, was sich auf den Lernprozess nachteilig auswirkt.
Graphomotorik
Formen werden beispielsweise in Sand gezeichnet, oder mit dem ganzen Körper wahrgenommen, indem die Mädchen unterschiedliche Formen gehen oder diese zu
erst großflächig, auch mal beidarmig malen. Mit der Zeit werden die graphomotorischen Übungen kleiner und auf A4 Blättern dargestellt. Auf diese Weise fällt den Mädchen in der Schule das Schreiben der Buchstaben leichter.
Die Phonologische Bewusstheit
Bei der Phonologischen Bewusstheit geht es um die Auseinandersetzung mit der Sprache auf der Strukturebene, wie Laute, Silben, Reime, Wörter und Sätze. Dies passiert spielerisch in einer entspannten Lernatmosphäre.
Die phonologische Bewusstheit ist eine wichtige Voraussetzung zum problemlosen Lesen- und Schreibenlernen. Risikokinder werden beim Training der phonologischen Bewusstheit erkannt und durch individuelle Förderung unterstützt.
Zuhause können Sie Ihre Tochter beim Erwerb der Phonologischen Bewusstheit unterstützen, indem Sie Hörübungen machen (zum Beispiel mit geschlossenen Augen kurz die Umgebungsgeräusche hören und dann sagen, was es war oder indem Sie mit Ihren Kindern Verse und Reime sprechen).
So unterstützen Sie Ihr Kind beim Spracherwerb
Eine gute und vielfältige Muttersprache unterstützt das Kind im Erwerb einer Zweitsprache. Das Erzählen von Bilderbüchern, das Singen von Liedern, das gemeinsame Kochen, Backen, Spielen, Experimente oder Naturbeobachtungen unterstützt Ihre Tochter maßgeblich im Erwerb der Muttersprache. Wichtig ist, dass sich das Kind wohl fühlt, dessen Interessen berücksichtigt werden und es nicht abgefragt, sondern mit ihm kommuniziert wird.
Bitte sprechen Sie nur Deutsch mit Ihrer Tochter, wenn Sie sich in dieser Sprache sicher fühlen.
Sprachförderung
Die Bedeutung der Sprachförderung im Kindergarten ist von herausragender Bedeutung, da sie einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte Entwicklung von Kindern hat. Hier sind einige zentrale Aspekte:
Sprachförderung im Kindergarten ermöglicht es den Kindern, ihre Gedanken, Bedürfnisse und Emotionen effektiv auszudrücken. Eine klare und ausgeprägte Kommunikationskompetenz ist entscheidend für den sozialen Austausch und die Interaktion.
Eine gute sprachliche Basis ist eine wesentliche Voraussetzung für den schulischen Erfolg. Kinder, die im Kindergarten ihre sprachlichen Fähigkeiten entwickeln, sind oft besser in der Lage, schulische Anforderungen zu bewältigen, lesen schneller und verstehen den Unterricht besser.
Sprache spielt eine entscheidende Rolle bei der sozialen Integration. Kinder, die gut kommunizieren können, haben in der Regel leichter Zugang zu sozialen Gruppen, können Freundschaften schließen und Konflikte besser lösen.
Eine frühzeitige Sprachförderung ist eng mit der Entwicklung von Lese- und Schreibkompetenzen verbunden. Kinder, die eine gute Sprachbasis haben, sind oft besser vorbereitet, um später lesen zu lernen.
Die Möglichkeit, sich klar und präzise auszudrücken, trägt dazu bei, das Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken. Kinder, die in der Lage sind, ihre Gedanken und Meinungen effektiv zu kommunizieren, entwickeln oft ein gesundes Selbstwertgefühl.
Sprachförderung im Kindergarten umfasst nicht nur die Beherrschung der Muttersprache, sondern auch die Anerkennung und Wertschätzung von Sprachvielfalt. Kinder lernen, verschiedene Sprachen und Kommunikationsformen zu schätzen und zu respektieren.
Insgesamt ist die Sprachförderung im Kindergarten ein ganzheitlicher Ansatz, der weit über die reinen sprachlichen Fertigkeiten hinausgeht. Sie legt den Grundstein für eine erfolgreiche schulische Laufbahn, fördert die soziale Integration und unterstützt die umfassende Entwicklung der Kinder.